Reiseführer "Erinnerung verbindet Region Oder-Warthe"

74 Sch i cksa l sa l sraum Sch i cksa l sa l sraum 75 Nach Ende des Zweiten Weltkrieges ließ die sowjetische Geheimpolizei NKWD auf dem Gebiet der Sowjeti- schen Besatzungszone mehrere Internierungslager errichten, in denen neben Angehörigen der Wehrmacht, der Waffen- SS , des Volkssturms und NS -Funktionären auch willkürlich auf- gegriffene Personen inhaftiert wurden. Als Instrument des Schreckens wurden in diesen Lagern auch politisch miss- billigte Menschen inhaftiert. Die Spe- ziallager in Buchenwald, Jamlitz und Sachsenhausen stellten eine Nach- nutzung von Konzentrationslagern oder deren Außenlagern dar, die die sowjetische Besatzungsmacht ab August 1945 für ihre Zwecke nutzte. Nach der Verhaftung erfolgten je nach Tatvorwurf tage- oder wochenlange Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone Das jahrzehntelang tabuisierte Thema des sowjetischen Speziallagersystems wird seit 1990 an zahlreichen Standorten dokumentiert. Verhöre. Nach Schätzungen westlicher Historiker durchliefen etwa 160 000 bis 180 000 Deutsche sowie 34 076 Bürger:innen der Sowjetunion und 460 Bürger:innen anderer Staaten die Speziallager. Rund ein Drittel der Ver- hafteten überlebte die Speziallager- zeit wegen mangelnder Versorgung oder schwerer Krankheit nicht, knapp 13 000 Menschen wurden von den Lagern in Gulags auf dem Gebiet der Sowjetunion deportiert. Die Lager bestanden bis wenige Monate nach der Gründung der DDR 1949 . Das Kapitel der sowjetischen Speziallager galt bis zum Zusammen- bruch des DDR -Regimes als eines der Tabuthemen, die in der Bevölkerung nicht thematisiert werden durften. Speziallager Nr. 4 Landsberg an der Warthe Chopina 52 66 - 400 Gorzów Wielkopolski Das Speziallager Nr. 4 wurde bereits Ende Januar 1945 in den Bauten der ehemaligen »General-von-Strantz- Kaserne« eingerichtet. Rund 13 000 Menschen durchliefen das Lager und wurden zum Teil zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion gebracht. Etwa 2000 Menschen starben aufgrund der Haftbedingungen und an Hunger. Mit der Auflösung des Lagers im Januar 1946 erfolgte eine Überstellung der Gefangenen in das Speziallager Nr. 2 Buchenwald. Speziallager Nr. 5 Ketschendorf Ring der Freundschaft 15517 Fürstenwalde/Spree Das Speziallager Nr. 5 wurde auf dem Gelände einer früheren Arbeiter- siedlung der Deutschen Kabelwerke errichtet und bestand von April 1945 bis Februar 1947 . Im Lager waren zeitgleich bis zu 18 000 Menschen ohne Urteil inhaftiert. 4722 Menschen überlebten die Haftzeit in Ketschen- dorf nicht. Speziallager Nr. 6 Jamlitz Kiefernweg 15868 Jamlitz Auf dem Gelände des ehemaligen KZ Lieberose (Außenlager des KZ Sachsenhause) bestand zwischen September 1945 und April 1947 das Speziallager Nr. 6 Jamlitz des NKWD . Das Lager Nr. 6 befand sich vorher in Frankfurt (Oder), das aufgegeben wurde. Von 10 300 Insassen überlebten min- destens 3380 die Haftzeit nicht. Speziallager Nr. 7 Weesow Willmersdorfer Chaussee 2 16356 Werneuchen Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im Mai 1945 das Speziallager Nr. 7 Weesow rundum fünf verlassene Bauernhöfe errich- tet. Das Lager bestand nur wenige Wochen bis zum Sommer 1945 . Rund 2000 Insassen wurden nach der Auflösung nach Sachsenhausen in das dortige Speziallager verlegt. Denkmal der Sibirien-Deportierten Daszyńskiego 7 69 - 100 Słubice In Słubice erinnert seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ein Denkmal an die nach Sibirien deportierten Menschen. Das Denkmal mahnt an alle Opfer, die zwischen 1940 und 1990 deportiert wurden. Zwischen 1940 und 1941 wurden allein ca. 1 Million Menschen deportiert. Für die Jahre nach dem Krieg sind nach heutigem Stand rund 100 000 Menschen dokumentiert, die nach Sibirien deportiert wurden

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